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I glaub die Grieche g’winned!

Der ‘HXOS Chor beim

Deutschen Chorfest 2016 in Stuttgart

Am 27. Mai 2016 sollte es so weit sein: HXOS goes national! Unser HXOS-Kindergarten wollte sich zum ersten Mal seit seinem Bestehen auf größeren Bühnen im Süden Deutschlands, vor echten Juroren und schwäbischen – und vielleicht internationalem? – Publikum behaupten.

Um 6 Uhr morgens traf sich der bunte Haufen am Berliner Hauptbahnhof, um die Reise zu seinem ersten deutschen Wettbewerb in Stuttgart anzutreten. Über 100 Chorfest-Ensembles sollten sich beim dritten Chorwettbewerb des Deutschen Chorverbands musikalisch miteinander vergleichen. Von den zehn verfügbaren Kategorien Alte Musik/Klassik, Romantik, Zeitgenössische Musik, Jazz/Pop/Gospel, Show/Musical, Folklore/World Music, Kinderchöre, Jugendchöre, Vocal Bands und Vokalensembles hatte Stelios uns selbstbewusst und siegessicher für die Kategorien Alte Musik und Geistliche Romantik angemeldet. Seit Wochen studierten wir nicht nur Töne, Dynamik, Rhythmus und Klangfarbe von Schütz‘ „Es ist erschienen“, Brahms Motette „Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen“ und „Gaude Virgo“ ein, sondern hatten choreigene Experten für das Vortragen der exzellenten Übersetzungen der lateinischen Texte auserkoren, die uns immer wieder daran erinnerten, dass die Jungfrau, Gottesmutter “durch ihre Ohren” und mithilfe von Erzengel Gabriel erfahren hatte, dass sie ein Kind gebären werde, was unseren Enthusiasmus beim Aussprechen der einzelnen Wörter um ein Vielfaches steigerte (danke, Claudius!).

Wir lebten, aßen, probten in unserer gemütlichen Jugendherberge abseits vom geschäftigen Treiben Stuttgarts, das dieses verlängerte Wochenende „ganz (Ch)or“ war. Am Tag nach unserer Anreise fand unser erster Wettbewerb in der Kategorie Alte Musik in der geschichtsträchtigen Lutherkirche in Bad Cannstadt statt. Schweißgebadet, lampenfiebrig und mit weichen Knien sangen wir uns durch unseren ersten 15-minütigen Auftritt und fielen einander anschließend erleichtert in die Arme: Es war vollbracht, wir hatten das erste Mal vor Juror*innen unseren Klang präsentiert! Fünf Stunden und einige hundert Aussprache-, Atem- und Pelikanübungen später bedachte uns eine verhalten positiv wirkende Jury und ein begeisterungsfähigeres schwäbisches Publikum mit Beifall für unseren zweiten Wettbewerb zur geistlichen Romantik. Wir waren euphorisch, trotz Lampenfiebers hatten wir unser Bestes gegeben, war unserem Sopran der herausfordernden Intervallsprung vom D-Dur ins schwebende g-Moll der Brahmsmotette gelungen – ein Sprung, den wir so häufig, in Stelios‘ Worten „geputzt“ hatten und nun wollten wir dies auch gebührend im griechischen Restaurant der Stuttgarter Innenstadt feiern.

Stuttgart ist ganz Chor!

Für das Tageskonzert im Dom Sankt Eberhard am darauffolgenden Tag hatten wir uns zeitlich verkalkuliert, sodass wir, am Stuttgarter Hauptbahnhof angekommen bei angenehmen 32 Grad mit Sakkos und schwarzer Festkleidung unter dem Arm durch die Innenstadt flitzten, um unser Publikum noch rechtzeitig mit unserem Nicht-Wettbewerbs-Repertoire zu begeistern. Der Morgensport, Schweiß und kurze Schwächeanfälle wurden prompt mit unseren ersten standing ovations und vor Rührung weinenden Fans belohnt! Wir konnten es nicht fassen, dass unser Klang so geliebt wurde, dass die Menschen unseretwegen Tränen vergießen sollten. Das war mit Sicherheit einer der schönsten Momente der gesamten Reise!

Sehr nah an dieses Highlight kamen auch die Spannung und Vorfreude, die wir am nächsten Tag bei der Bekanntgabe der Gewinner am Schlossplatz verspürten. Der Satz eines männlichen Fans vom Vortag „I glaub die Grieche g`winned!“ sollte sich bewahrheiten: Der erste Preis in unseren Kategorien im Stuttgarter Chorfest ging nach Berlin, an den HXOS Chor!

Wer hätte damals gedacht, dass John Sheppard’s In Manus tuas unser „signature piece“ für die nächsten Jahre sein würde, mit dessen Klang und kreuzförmiger Choreografie wir uns auch für unseren nächsten Wettbewerb im darauffolgenden Jahr in Limburg bewerben und Menschen in unserem Crowdfunding Projekt von uns begeistern würden. Die elfstündige Heimfahrt im Flixbus versüßten wir uns mit Gesang, Tankstellen-Leckereien; der eine oder andere genervte Blick unserer Mitreisenden, als wir das zehnte Mal “ihr Elfen weiß und rot und blau” anstimmten konnte dabei kein Wässerchen trüben. Das Fazit dieser wunderbaren Reise: Wir waren in Stuttgart auf den Wettbewerbs-Geschmack gekommen und würden uns in den darauffolgenden Jahren für weitere Wettbewerbe anmelden (und immer wieder gewinnen, dazu aber in der nächsten Geschichte des HXOS-Kindergartens, mehr).

Text

Tatiana Morar